Der Emmentaler musste sich 13-mal operieren lassen, er litt an schwerem Asthma und Allergien. Bis eine radikale Entscheidung sein Leben verändert hat.
Ausnahmeerscheinung im Eishockey: Steve Hirschi konnte dank der Umstellung auf eine vegane Ernährung seine Karriere verlängern. Heute ist er Assistenztrainer bei den SCL Tigers.
Seine Nummer 8 hängt in Lugano unter dem Hallendach. 14 Jahre spielte Steve Hirschi für die Tessiner, 2006 gewann er den Titel. Dabei ist er ein Emmentaler durch und durch, aufgewachsen in Zollbrück, stiess er als Bub zu den SCL Tigers, heute ist er wieder als Assistenzcoach für den Club tätig. Kürzlich assistierte er Nationaltrainer Patrick Fischer am Karjala-Cup, als Spieler bestritt er vier Weltmeisterschaften sowie die Olympischen Spiele 2006.
Der 43-Jährige ist mit seiner Jugendliebe liiert, das Paar hat zwei Söhne. Hirschi war einer der ersten Veganer im Schweizer Eishockey, womit er noch heute ein Ausnahmefall ist.
Steve Hirschi, werden Sie oft als Körnlipicker bezeichnet?
(lacht) Ab und zu kommt das vor. Ich war lange überzeugt davon, dass gerade ich nie ein Körnlipicker werde. Ich ernährte mich wie der klassische Emmentaler: Schon zum Frühstück viel Fleisch und Milch, generell so wenig Gemüse wie möglich. Als ich vor elf Jahren mit der veganen Ernährung begann, staunten viele. Aber es musste sein, ich war chronisch krank, fühlte mich sehr unwohl. Ich wusste: Ändere ich nichts, kommt es nicht gut.
Was heisst chronisch krank?
Mit 15 bekam ich Asthma, Jahr für Jahr wurde es schlimmer. Mit 32 konnte ich phasenweise kaum mehr richtig atmen, jeden Tag nahm ich Medikamente und musste mehrmals inhalieren. Dazu kamen die Allergien im Frühling, die Pollen, auch das wurde immer heftiger. Ich hatte brennende Augen, die Nase war zu, ich litt stark. Ich war auch oft krank. Als Sportler war das schwierig, es war eine einzige Qual. Mein Körper war total übersäuert, die Gelenke litten, ich hatte 13 Operationen. Mit 32 war ich richtig kaputt.
Kämpften Sie sich jahrelang durch?
Ich habe mich durchgeseucht. Niemand konnte mir helfen, die Ärzte gaben mir einfach Medikamente und fertig. Und so musste ich selbst Lösungen finden. Ich versuchte es mit verschiedenen Teesorten, mit Akupunktur und Chinesischer Medizin. Irgendwann wies mich ein Kollege aufs Thema Veganismus hin, er gab mir CDs und Bücher, ich befasste mich extrem intensiv damit. Heute habe ich kein Asthma mehr, keine Allergien, bin fast nie mehr krank.
Mit Verlaub, das klingt fast zu schön, um wahr zu sein …
… natürlich passierte das nicht von einem Tag auf den anderen. Aber mittlerweile habe ich eine ganz andere Lebensqualität. Ich habe herausgefunden, dass das Milchprotein Casein der Auslöser für mein Asthma war. Durch die Milch und die tierischen Produkte war mein Körper extrem übersäuert. Deswegen war ich so oft krank.
Haben Sie die Ärzte damit konfrontiert?
Nein. Ich spürte lange eine grosse Wut. Von den Ärzten hätte ich erwartet, dass sie mir Lösungen aufzeigen und nicht nur Tabletten geben. Aber nach dem Grund der Krankheit wurde viel zu wenig gesucht. An und für sich habe ich deswegen 15 Jahre meiner Karriere verblödet. Klar, ich hatte Erfolg, aber es wäre viel mehr möglich gewesen. Meistens konnte ich nur 70 Prozent Leistung geben, ich war immer gehemmt. Nach der Ernährungsumstellung konnte ich noch vier Jahre schmerzfrei spielen.
Wie fielen die Reaktionen aus, als Sie vor elf Jahren auf einmal Veganer wurden?
Da wären wir wieder beim Körnlipicker. (lacht) Veganismus war damals noch überhaupt nicht akzeptiert. Heute ist das anders, aber im Eishockey ist es noch immer nicht verankert. Manche reagierten auf meine neue Situation positiv, viele aber auch negativ. (überlegt) Es ist ein heikles und sehr persönliches Thema.
Sie missionieren also nicht bei den SCL Tigers?
Ich würde nie zu einem Spieler gehen und ihm sagen, er solle kein Fleisch mehr essen. Es gibt im Team auch keinen Veganer. Ab und zu werde ich um Rat gefragt, wenn es um die Ernährung geht – dieser Aspekt wird im Eishockey sicher nach wie vor unterschätzt. Aber eben, es ist ein sehr persönliches Thema. Und eine krasse Umstellung verändert das ganze Leben.
Wie war das bei Ihnen?
Ich musste mich komplett neu orientieren. Beim Einkaufen konnte ich eigentlich nichts mehr aus dem Regal nehmen, was mir bekannt war. Zudem musste sich mein Körper ans neue Leben gewöhnen, der Fleischkonsum war ja eine Art Sucht. Am Anfang hatte ich damit zu kämpfen, aber es wirkte sich rasch positiv auf meine Psyche aus.
Inwiefern?
Ich war damals total am Limit. Aber schon nach zwei Wochen als Veganer spürte ich gewisse Veränderungen. Mein Körpergeruch war weniger säuerlich, ich schwitzte auch viel weniger stark als zuvor und schlief besser. Ich hatte einfach mehr Energie. Die Proteine kompensierte ich mit Hülsenfrüchten, Bohnen, Linsen und Quinoa.
Wurde für Sie nach den Spielen speziell gekocht?
Das machte niemand. So stand ich vor Auswärtsspielen auch mal eine oder zwei Stunden in der Küche und kochte vor. Im Car gab es Kühlschrank und Mikrowelle, das war also kein Problem. Schwieriger wurde es, wenn ich etwa mit dem Nationalteam eine ganze Woche lang unterwegs war. Da war ich der komische Cheib, der im Restaurant eine Extrawurst brauchte. Aber eben, das waren andere Zeiten.
Apropos andere Zeiten: Am 3. Januar 1999 debütierten Sie mit Langnau in der NLA – ausgerechnet beim SCB. Welche Erinnerungen sind geblieben?
Ich war 17, hatte mit dem Gitterhelm quasi einen Käfig im Gesicht (lacht) und spielte auf einmal vor 17’000 Zuschauern. Vor dem Derby hatte ich nur ein, zwei Trainings mit der ersten Mannschaft absolviert und war entsprechend nervös. Eine gewisse Szene ist mir noch lebhaft in Erinnerung …
Welche?
Ein SCB-Spieler fuhr mich über den Haufen. Als er davonlief, drehte er sich nochmals um und lächelte mich an.
Wer war es?
Ich weiss es nicht mehr. Was auch speziell war: Beim SCB stand Renato Tosio im Tor, von dem ich als Kind Fan war. Derbys waren damals weitaus gehässiger als heute. Es hat richtig «geklepft» und «polet». Aber das Ganze hat sich auf uns Spieler beschränkt, unter den Fans war es mehrheitlich ruhig. Später, als ich mit Lugano gegen Ambri spielte, war das ganz anders.
Haben Sie heikle Situationen erlebt?
In Ambri mussten wir bis zu einer Stunde nach Spielschluss in der Garderobe bleiben, weil sich die beiden Gruppen draussen auf den Deckel gaben. Wir wurden abgeschirmt und hörten, wie sich die Leute prügelten. Das flösste einem schon Respekt ein.
2006 wurden Sie mit Lugano Meister. Aber es war ein teuer erkaufter Titel …
… definitiv. Im ersten Playoff-Spiel gegen Ambri machte ich mir das Knie kaputt, Kreuzband und Meniskus waren schwer beschädigt. Die Saison war für mich zu Ende – eigentlich. Auf einmal lagen wir in der Serie 0:3 zurück, und die Idee kam auf, dass ich es nochmals probiere. Es war sicher nicht clever, aber ich kannte damals absolut keine Schmerzgrenze. Und die Ärzte meinten, mehr könne ohnehin nicht kaputtgehen. Ich erhielt eine Spritze und spielte, wir gewannen, und so ging es weiter, bis wir die Serie gedreht hatten. Dass einer wie ich trotz schwerer Verletzung spielte, war ein Zeichen an die ganze Mannschaft. Das bewirkte etwas.
Wie viele Spritzen waren es bis zum Titel?
16 oder 17. Manchmal brauchte es zwei Spritzen, weil eine nicht genügte. Damals machte man solche verrückten Dinge noch. Nach den Spielen tat es dann richtig weh, die Nächte waren eine Qual. Einige Saisons später sagte mir ein Arzt, ich hätte ein Knie wie ein 90-Jähriger. Ich hörte oft, dass es eigentlich gar nicht möglich sei, damit noch Eishockey zu spielen. Wie gesagt: Mein Körper war seit Jahren übersäuert, das hatte Auswirkungen auf den Knorpel und die Gelenke.
Sind Sie eingeschränkt?
Seit der Ernährungsumstellung geht es viel besser. Ich kann zwei-, dreimal pro Woche joggen, sogar ziemlich schnell. Aber klar, in einigen Jahren werde ich ein künstliches Kniegelenk brauchen, das ist das Resultat meiner Karriere.
Nach dem Rücktritt 2017 wurden Sie in Lugano Junioren-Trainer. Seit dreieinhalb Jahren arbeiten Sie nun in Langnau – wie kam es zur Rückkehr?
Sie war nicht geplant. Aber nach drei Jahren als Trainer war ich mental kaputt, ich brauchte frische Luft und entschied mich für ein Sabbatical. Ich machte eine Ausbildung im Bereich der Neuroathletik, weil mich die Themen Gleichgewicht, zentrales Nervensystem und visuelle Einflüsse auf Sportler schon immer interessierten. Nach einem Jahr Pause stieg ich dann wieder bei Langnaus Junioren ein.
Haben Sie Ambitionen, Cheftrainer zu werden?
Eigentlich nicht. Aber ich habe auch gesagt: Ich werde nie Trainer, ich gehe nie weg aus Langnau, und ich werde mich sicher nie vegan ernähren. (lacht) Manchmal geht eine Tür auf, dann musst du dich entscheiden.
Quelle: Der Bund, Interview mit Steve Hierschi
In The China Study erläutert Prof. Campbell im Rahmen des China-Cornell-Oxford Project gewonnene Daten sowie ausgewählte, davon unabhängig durchgeführte Studien hinsichtlich der Beziehung zwischen Ernährung und dem Auftreten von Krankheiten.
Proteinforschung
T. Colin Campbell begann seine Karriere am MIT, wo er von 1958 bis 1961 daran forschte, das Angebot von hochwertigen Proteinen zu steigern, indem man Kühe und Schafe schneller wachsen ließ. Laut Campbell entsprach dies dem aktuellen Zeitgeist, der in Protein den zentralen Nährstoff sah. Campbell verweist auf eine Reihe von Projekten, die alle zum Ziel hatten, die Protein-Angebot zu erhöhen, unter anderem um den Welthunger zu bekämpfen.
1965 verließ Campbell das MIT und wechselte zu Virginia Tech. Zusammen mit Professor Engel arbeitete er dort an einem Projekt, die Ernährung von philippinischen Kindern zu verbessern. Auch dort stand die Proteinversorgung im Zentrum. Campbell beschreibt die teils dramatische Unterernährung der Kinder. Als leicht verfügbares Eiweiß boten sich laut Campbell Erdnüsse an, doch waren diese häufig mit krebserregenden Aflatoxinen belastet.
Um das Aflatoxin-Problem in dem Griff zu bekommen, beantragte und erhielt Campbell Forschungsgelder vom NIH: ein Projekt sollte epidemiologisch untersuchen, welche philippinischen Kinder an Krebs erkrankten, ein anderes die biochemischen Grundlagen der Krebsentstehung durch Aflatoxine in Ratten untersuchen.
Campbell berichtet, dass in ihrer epidemiologischen Studie überraschenderweise nicht die ärmsten Kinder an Krebs erkrankten, trotz der teils dramatisch hohen Werte an Aflatoxinen in Erdnussbutter. Betroffen gewesen seien vielmehr Kinder aus wohlhabenden Schichten, welche viel tierisches Eiweiß konsumierten.
Zu dieser Zeit sei er auf ein Paper aus Indien (Madhaval et al. 1968) aufmerksam geworden, welches beschreibt, dass von Ratten, die Aflatoxinen ausgesetzt waren, nur diejenigen mit 20 % Protein in der Nahrung Krebs entwickelten. Im Unterschied dazu entwickelte die Vergleichsgruppe mit 5 % Proteinanteil an der Nahrung keinen Krebs.
Krebs
Campbell nutzte das NIH-Funding, um nach der epidemiologischen Studie in den Philippinen auch Labor Experimente durchzuführen. Motiviert durch das indische Paper sollte der Zusammenhang zwischen Aflatoxinen, Protein und Krebs tiefergehend erforscht werden.
Campbell beschreibt drei Phasen von Krebs. In der ersten Phase werde Krebs durch Karzinogene, beispielsweise Chemikalien, initiiert. Schon während dieser ersten Phase könne, so die Ergebnisse ihrer Experimente, eine niedrigere Proteinzufuhr über verschiedene Wege die Initiierung hemmen:
In der Phase des Tumorwachstums habe das Team Foci-Kulturen in vitro untersucht, um Analogieschlüsse auf echte Krebszellen in vivo ziehen zu können. Anhand experimenteller Daten hätte sich gezeigt, dass Eiweiß das Wachstum fördere. Es wirke also als Promotor. Dabei hätte ein Dosis-abhängiger Effekt beobachtet werden können, der einsetzte, sobald mehr Protein konsumiert wurde, als der Körper zum Selbsterhalt brauche.
Campbell erläutert, dass in allen obigen Labor Experimenten, das Milcheiweiß Casein verwendet worden sei. Sein Team prüfte auch Sojaeiweiss und Weizeneiweiss. Keines der beiden förderte die Krebsentwicklung nach der Initiierung.
Nach diesen Ergebnissen beschreibt Campbell, dass auch eine groß angelegte 100-wöchige Studie mit Ratten dasselbe Ergebnis brachte. Auch hier zeigte sich eine hohe Zufuhr an Casein als Krebs-Promotor.
Ein späteres Experiment untersuchte den Einfluss einer Ernährung mit niedrigem Proteingehalt auf Hepatitis-induzierten Leberkrebs mit Mäusen und brachte laut Campbell ein ähnliches Ergebnis. Auch hier war die Menge an Casein für die Krebsentwicklung entscheidend.
Campbell verweist auf Experimente der Kollegen an der Universität Illinois, welche für Casein ähnliche krebsfördernde Effekte bei Brustkrebs in Ratten zeigten.
Campbell nennt vier Gründe, die ihm zu dem Schluss kommen lassen, dass die aufgeführten Experimente für den Menschen relevant sind: 1) den vergleichbaren Proteinbedarf von Ratten und Menschen, 2) die ähnlichen Wirkmechanismen von Protein in Ratten und Menschen, 3) die Menge an Protein, welche das Tumorwachstum fördere, würde auch von Menschen konsumiert, 4) sowohl in Ratten als auch Menschen sei die Phase des Tumorwachsums wichtiger als die der Entstehung. Dies deshalb, da wir ständig Karzinogenen ausgesetzt seien, es jedoch darauf ankomme, ob die geschädigten Zellen danach auch weiter wachsen können.
Studien zu China
Um die Theorie des Zusammenhanges von Krebs und Proteinzufuhr auf den Menschen übertragen zu können, brauche es, so Campbell, mehr Evidenz aus Studien mit Menschen.
Dies ergab sich für Campbell im sogenannten China-Cornell-Oxford Project – einer groß angelegten, von der Cornell University, der University of Oxford und der chinesischen Regierung unterstützten epidemiologischen Studie, die in 65 ländlichen chinesischen Bezirken in den 1970er und 1980er Jahre durchgeführt wurde. Die Studie erhob von rund 6.500 Teilnehmern 367 deskriptive Variablen über Ernährung, Lebensstil, Blut und Urin-Biochemie und Sterblichkeitsraten aus rund 300.000 individuellen Todesfällen.
Die Studie wurde im Mai 1990 von der New York Times als „Grand Prix der Epidemiologie“ bezeichnet.
Da im ländlichen China nur 9–10 % der Energie aus Protein stammten und hiervon nur 10 % aus tierischen Quellen, sah Campbell im China-Projekt eine Möglichkeit, die gesundheitlichen Effekte einer überwiegend pflanzenbasierten Ernährung zu studieren.
Wohlstandskrankheiten
Campbell beschreibt wie neben Krebs (Brust, Prostata, Enddarm) auch Herz-Kreislauferkrankungen, Fettleibigkeit, Diabetes, Autoimmunerkrankungen, Osteoporose oder degenerativen Gehirnerkrankungen Folge einer westlichen Ernährung und eines ungesunden Lebensstils sein können.
Bezüglich der Herzgesundheit zeigte sich, dass Chinesen massiv niedrigere Cholesterinspiegel (etwa 127 mg/dL) hatten als Amerikaner (215 mg/dL) und damit auch weniger Herzerkrankungen einhergegangen seien. In Abgrenzung zu den meisten Mediziner geht Campbell davon aus, dass auch tierisches Eiweiß den Cholesterinspiegel erhöhen könne. Den Effekt von Nahrungscholesterin und gesättigten Fetten schätz Campbell hingegen als geringer ein. Dementgegen würden pflanzliche Lebensmittel (wie Vollkornprodukte, Gemüse, Kartoffeln, Hülsenfrüchte) das Cholesterin senken.
Für die zu den Autoimmunerkrankungen zählende Typ-1-Diabetes behaupten die Autoren, es gäbe „starke Beweise“, dass diese Erkrankung mit der Ernährung und insbesondere Milchprodukten verbunden sei. Die Fähigkeit des Milcheiweiß, Typ-1-Diabetes auszulösen, sehen die Autoren unter Verweis auf Karjalainen 1992, Akerblom 1998 und Naik 1999 als gut dokumentiert an.
Die Autoren kommen zum Ergebnis, dass die Gesundheitsvorteile umso größer ausfallen, je geringer der Anteil tierischer Nahrungsmittel an der Ernährung ist. Für das Auftreten chronischer Erkrankungen in westlichen Ländern machen sie hauptsächlich tierische Nahrungsproteine im Allgemeinen und Kasein im Besonderen sowie einen Mangel an Antioxidantien in der Ernährung verantwortlich. Es wird ein Verzehranteil tierischer Nahrungsproteine von höchstens 5 % der Gesamtnahrung empfohlen. Sogar die Verringerung des Anteils tierischer Nahrungsmittel von zehn auf null Prozent der gesamten aufgenommenen Energiemenge bringe gesundheitliche Vorteile. Optimal sei ein Anteil von null Prozent, zumindest für Personen mit einer Prädisposition für eine degenerative Erkrankung.
Gesunde Ernährung
Empfohlen wird eine möglichst weitgehende Vermeidung von Tierprodukten in der Nahrung, also eine möglichst vegane Ernährung auf Basis vollwertiger und gering verarbeiteter pflanzlicher Lebensmittel (whole food plant-based diet).
Zusätzlich soll die Aufnahme von verarbeiteten Nahrungsmitteln und raffinierten Kohlenhydraten wie Zucker oder Mehl reduziert werden. Geringe Beimengungen tierischer Produkte halten die Autoren für ernährungstechnisch vernachlässigbar. Außerdem erleichtere es die praktische Anwendung der empfohlene Ernährungsweise, wenn man es bezüglich geringer Mengen an tierischen Produkten entspannt anginge.[37]
Nach Ansicht der Campbells gibt es „praktisch keine Nährstoffe, die nicht besser von Pflanzen geliefert werden könnten“. Dies zeige sich beim Blick auf Cholesterin, Vitamin A, Vitamin D und Vitamin B12, welches die einzigen „Nährstoffe“ seien, die „tierbasierte“ Nahrungsmittel haben, „pflanzenbasierte“ jedoch „größtenteils nicht“. Cholesterin könne der Körper selber bilden, Vitamin A könne aus dem Vorstoff Beta-Carotin gebildet werden und Vitamin D könne durch Sonnenexposition vom Körper gebildet werden.[38]
Vitamin B12 sei hingegen problematischer. Es werde von Mikroorganismen im Boden und im Darm von Tieren produziert. Das im menschlichen Darm produzierte Vitamin werde jedoch nicht ausreichend aufgenommen, weshalb es empfehlenswert sei, Vitamin B12 mit der Nahrung aufzunehmen. Die Forschung habe „überzeugend gezeigt“, dass Pflanzen, die in „gesundem“ (bio bewirtschaftetem) Boden wachsen, Vitamin B12 leicht aufnehmen. In den USA würde Landwirtschaft jedoch größtenteils auf „relativ leblosem“ Boden stattfinden. In der Auflage von 2006 raten die Autoren denjenigen, die über drei Jahre oder länger keine Tierprodukte essen, oder schwanger oder stillend sind, „bei Gelegenheit“ die Einnahme eines gering dosierten B12-Supplements oder die jährliche Überprüfung der Blutwerte durch einen Arzt zu „erwägen“. In der Auflage von 2016 wird unter denselben Bedingungen zu einer regelmäßigen Einnahme eines gering dosierten Supplements geraten.
Ernährungspolitik
Darüber hinaus geben die Autoren Einblicke in das politische Ringen um Ernährungsempfehlungen, wobei sie sich häufig auf eigenes Erleben stützen. Den Autoren zufolge gibt es systemische Probleme in Wissenschaft, Lehre und Regierung, die dazu führen, dass Informationen über die Rolle der Ernährung bei der Vorbeugung von Krankheiten unterdrückt werden.
Quellen:
Internet: https://de.wikipedia.org/wiki/The_China_Study
Buch: China Study, T. Colin Campbell, Systemische Medizin, 2017
Die Academy of Nutrition and Dietetics, die weltweit grösste Organisation von ErnährungsexpertInnen, schreibt in ihrem Positionspapier zu vegetarischen und veganen Ernährungsformen:
“Gut geplante vegane und andere Formen der vegetarischen Ernährung sind für alle Phasen des Lebenszyklus geeignet, einschliesslich Schwangerschaft, Stillzeit, früher und späterer Kindheit und Adoleszenz.
Vegetarische Ernährungsformen bieten ernährungswissenschaftlich eine Reihe von Vorteilen. Hierzu zählen niedrigere Werte an gesättigten Fettsäuren, Cholesterin und tierlichem Eiweiß sowie ein höherer Gehalt an Kohlenhydraten, Ballaststoffen, Magnesium, Kalium, Folsäure, Antioxidantien wie die Vitamine C und E.
Berichten zufolge weisen Vegetarier niedrigere Körpermassindexe auf als Nichtvegetarier, ebenso ist die Todesrate für Herzerkrankungen geringer. Vegetarier haben darüber hinaus niedrigere Cholesterin-Blutwerte, einen niedrigeren Blutdruck, leiden seltener an Bluthochdruck, Diabetes Typ 2 sowie Prostata- und Darmkrebs.”
Es wird immer wieder von Fällen in der Presse berichtet, dass Vegetarier und vor allem Veganer an einem B12 Mangel leiden, beziehungsweise zu wenig Proteine zu sich nehmen. Diese Aussage ist gleichzeitig fachlich richtig und falsch.
Warum? Weil der Mangel nicht auf den Verzicht von Fleisch und Kuhmilch zurückzuführen ist, sondern auf eine unausgewogene Ernährung.
Wir haben in unseren Beratungen ebenso viele Menschen mit Vitamin- und Mineralstoffmangel, die Fleisch und Kuhmilchprodukte aller Art konsumieren.
Wichtig: Je ausgewogener Ihr Speiseplan ist, desto weniger laufen Sie Gefahr von einer Vitamin- und Nährstoff-Unterversorgung. Wir testen bei jeder Beratung alle Klienten-Innen auf Ihre Werte!
Angefangen hat alles aus ethischen Gründen. Wenn Sie schon einmal Tierfarmen und Schlachthäuser gesehen haben, beziehungsweise den Tieren in die Augen geschaut haben, wenn sie aus Angst vor dem Tod schreien, dann wissen Sie warum. Früher hatten Tiere auf einem Hof ein gutes Leben, heute gelten Tiere als „seelenlose“ Massenware – auch in der Schweiz, ausser auf DEMETER oder einigen BIO Betrieben.
Der Prozess weg vom Fleisch ging weiter, als wir uns der enormen Umweltverschmutzung unseres Planeten bewusst wurden. Ein Beispiel: die weltweite Tierproduktion produziert mehr CO2 Ausstoss als alle Fahrzeuge, Schiffe und Flugzeuge der Welt zusammen – verrückt nicht.
Stellen Sie sich vor: Von der gesamten Erdoberfläche werden nur 2.5 % für die Herstellung von allem Getreide, Gemüse und Früchte für die menschliche Ernährung bewirtschaftet und genutzt – jedoch 7.5 % für die Herstellung von Tierfutter für Nutztiere. Das regt zum Nachdenken an!
Zusätzlich kam noch der Aspekt der körperlichen Gesundheit hinzu. Wenn Sie eine Ausbildung im medizinischen Bereich haben, eine schulmedizinische Grundlagenausbildung ist dazu ausreichend, wird Ihnen sehr schnell bewusst, dass Herzkrankheiten, Diabetes oder Krebs sehr wohl und sehr viel mit dem Essen zu tun haben.
Ein Beispiel: Frauen mit einem Body Mass Index von über 35, also stark übergewichtig, haben eine Wahrscheinlichkeit von 92%, dass sie an Diabetes Typ 2 erkranken.
Ob oder wie oft Sie auf tierische Produkte verzichten, bleibt Ihnen überlassen. Wenn Sie den Planeten, die Tiere und Ihren Körper lieben, sollten Sie sich mit dem Konsum von tierischen Nahrungsmitteln ganz klar zurück halten.
Es ist noch gar nicht so lange her, als unsere Grosseltern den Sonntagsbraten kannten – sprich nur einmal pro Woche Fleisch gegessen haben! „Wenig“ Fleisch kann Ihr Körper auch verarbeiten und ein niedrigerer Konsum schont die Umwelt.